Indiaca verbreiten – Ein Versuch im hohen Norden

Hallo! Ich bin Tobi Alasentie, 26 Jahre alt und mache zurzeit mein Auslandsjahr in Turku/Finnland an der Universität Turku (Turun Yliopisto). Meine Leidenschaft ist Indiaca, und auch wenn ich weit weg von zuhause bin, lässt mich die Sportart nicht los. Normalerweise leite ich ein Training beim CVJM Betzdorf und trainieren und spiele selbst beim CVJM Lautzenbrücken/Nisterberg. Mittlerweile sind 8 Jahre vergangen, seitdem ich das erste Mal im Training war. Hinter mir liegen unzählige Trainings (zum Teil 4 pro Woche), mehrere Lehrgänge in Wuppertal, über 80 Turniere, sowie einige Deutsche Meisterschaften zusammen mit meinem Team und mit meiner weiblichen Jugendmannschaft, die ich betreue. All das sind mittlerweile Erinnerungen, was aber bleibt, ist das Indiacafieber.

So auch in Finnland, wo ich jetzt mittlerweile schon seit August 2016 bin. Ganz ohne geht es bei mir einfach nicht. Also beschloss ich endlich zu Beginn des Jahres den Versuch zu starten, eine kleine Indiacagruppe auf die Beine zu stellen. Ich mietete einen kleinen Teil der Sporthalle an der Universität, um zunächst ein kleines Try Out Training zu organisieren. Nicht schlecht für den Anfang, immerhin haben wir ein Badmintonfeld zur Verfügung, dachte ich mir. Problematisch war allerdings die Netzsituation, bis auf ein Badmintonnetz hatten wir nichts dort. Trotz allem schon mal eine gute Gelegenheit, also lud ich fleißig Leute ein: Erasmus Studenten, internationale Studenten und Finnen. Am Ende fanden sich 19 (!!) Interessierte, die dann auf dem kleinen Badmintonfeld meine Sportart ausprobierten. Nach einem kleinen Aufwärmspiel und einer Einführung zum Passen und dem Spiel mit seinen Positionen ging es dann ans ausprobieren. Mit nur 3 Indiacas bewaffnet, bildeten sich Gruppen, um das unbekannte Flugobjekt in der Luft zu halten. Anschließend ging es ans richtige Spielen. Da wir nur ein 1,5 m hohes Netz hatten, musste eine Notlösung her. Der Ball durfte nur hinter der 3 Meter Linie landen, nur auf diese Weise konnte man einen Punkt machen. Eine sehr notdürftige Lösung, gepaart mit zu wenig Bällen und zu wenig Platz für die große Masse an Menschen…. Zwischenzeitlich wusste ich nicht, wie ich alle beschäftigen soll, bzw. wie ich sie für Indiaca begeistern sollte.
Dennoch: was am Ende bei den Teilnehmern blieb waren Begeisterung und die Frage, ob wir das noch einmal wiederholen können. Also fasste ich den Entschluss uns eine bessere Halle zu suchen und zu organisieren.

Es gelang mir relativ schnell über die Stadt Turku eine nahegelegene Schulhalle zur buchen, samstags abends für eine Stunde die Woche. Seitdem haben wir insgesamt schon 4 Trainings hinter uns, in denen wir u.a. kleinere Übungen zum Passen, zum Zuspielen und zum allgemeinen Spielverständnis machen. Dabei gibt es die einen, die bisher bei jedem Training dabei waren, sowie jedes Mal den ein oder anderen Neuen, der sich das ganze gerne mal anschauen möchte (und dann natürlich direkt aufgefordert wird mitzumachen). So bildet sich ein bunter Mix an verschiedenen Leuten, aus sehr vielen unterschiedlichen Ländern. Auch wenn viele der Erasmus Studenten auch sehr viel verreisen, so waren bei allen Trainings bisher immer zwischen 11-14 Spieler!
Um nun noch mehr finnische Studenten auf unser Training aufmerksam zu machen, hatte ich mich dazu entschieden bei dem Try Out Tag des Hochschulsportes der Universität Turku teilzunehmen. Der Campus Sport gewährte mir am ‚Sport Appro‘ Tag je zwei Mal eine Stunde, in denen ich eine sehr kurze Einführung zum Indiaca geben durfte und Interessierte Indiaca ausprobieren durften. Insgesamt 21 Studenten waren an dem Tag bei mir, und vielen hat diese für sie unbekannte Sportart sehr viel Spaß bereitet.

Nach diesem erfolgreichen Try Out Tag fühlte ich mich bestärkt noch mehr für Indiaca-Interessierten anzubieten. Ein erster Plan war ein kleines Turnier zu veranstalten. Am 8. April wird der erste ‚King of Turku‘ Cup starten, bei dem 3-er Teams um die Krone Finnlands spielen. Dieser Cup soll vielleicht im April wiederholt werden, der Plan ist dafür die lokale Sektion des „Erasmus Student Network Turku“ mit ins Boot zu holen.

Ein Highlight dieses Semesters ist der geplante Trip des Teams im Mai nach Tallinn/Estland, um dort mit dem hiesigen Indiacaverein an einem Wochenende zusammen zu trainieren und die Stadt zu erkunden. Bisher laufen die Planungen im Hintergrund auf Hochtouren.
Offiziell besteht der Verein selber noch nicht, allerdings habe ich mir schon ein paar Gedanken um die Gründung des ersten Indiacavereins in Finnland gemacht. Mein Traum ist es, hier in Turku etwas Bleibendes zu hinterlassen. Vielleicht der Anfang eines neuen Indiaca-Landes? Wir werden sehen, ich möchte es zumindest versuchen. Sollte dies nicht klappen, so hatten zumindest sehr viele Leute Spaß am Indiaca spielen und die Idee des Spiels wird weiter in ganz viele verschieden Länder verteilt, wie z.B. Finnland, Spanien, Frankreich, England, Belgien, Italien, Lettland, den Niederlanden, Zypern, Deutschland oder sogar Kanada.

Was nehme ich bisher also mit aus den Erfahrungen hier in Finnland? Indiaca begeistert, der unglaublich einfache Einstieg in die Sportart ermöglicht es Anfängern schnell ein „richtiges“ Spiel aufzubauen und Spaß zu haben. Der leichte Ball nimmt vielen die Angst, u.a. auch vor Verletzungen, die z.B. beim Volleyball anfallen können. Doch das wichtigste ist wohl der ‚Spirit‘ mit dem Indiaca gespielt wird, es soll vor allem Spaß machen und jeder darf und soll mitmachen. Mein Tipp also an alle, die einmal vielleicht für längere Zeit ins Ausland gehen und Indiaca genau so sehr vermissen wie ich: versucht es doch einfach mal vor Ort Leute zu finden, mit denen ihr spielt. Indiaca hat das Potential deutlich größer und bekannter zu werden, als es zurzeit ist.
Jeder von uns Indiacaspielern ist ein Botschafter der Sportart! Macht euch das bewusst und nutzt es aus! Auch wenn ich es vielleicht nicht schaffen werde, hier einen Indiacaverein zu gründen, so haben sich bisher alle Mühen gelohnt!

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